Alles ist kompliziert in diesen Zeiten, jeder hat wahrlich genug damit zu tun, seinen Alltag irgendwie zu organisieren, und entsprechend wenig Zeit und Kraft bleiben dem Einzelnen, sich auch noch um Andere, um Fremde zu kümmern. Aber in Kaiserslautern und speziell im Grübentälchen-Quartier war die Hilfs- uns Spendenbereitschaft zu Weihnachten so groß wie nie. Nicht nur die Christuskirchengemeinde, auch viele einzelne Bürger um den Kalkofen herum trugen ihre persönlichen Weihnachtsgeschenke in den Geranienweg 7. Alle Nachbarn und Gäste des Helferkreises hatten sich zuvor etwas wünschen dürfen, und die Wünsche wurden vom Verein an spendenbereite Mitbürger vermittelt und von diesen erfüllt. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen hatten einige Spender auch Geld geschickt, und so gingen die Helferkreismitglieder im Internet auf Einkaufstour. Am Ende konnten über 100 persönliche Geschenkpakete überreicht werden. Nur die geplante Weihnachtsfeier in der Christuskirche, die musste natürlich ausfallen. Im strömenden Regenmussten die Kalköfler am Tag vor Heiligabend im Freien ihre Pakete entgegennehmen, und manche konnten sie gar nicht nach Hause tragen. Die Vereinsmitglieder halfen kurzerhand mit einem kleinen Fahrdienst aus. Und natürlich bekamen auch unsere Migranten Weihnachtsgeschenke. Wenn man meint, als Moslems hätten sie keinen Bezug zu diesem christlichen Fest, dann ist das ein Irrtum. Die Helferkreis-Gäste aus den Sammelunterkünften interessieren sich sehr für unsere Feste und Traditionen, und sie wissen genau, warum wir Weihnachten feiern und welche Symbolik hinter den Geschenken liegt. Noch wichtiger allerdings als die Freude über ein schönes Geschenk war immer wieder die Frage: „Von wem habe ich das denn bekommen?“ Und die Erklärung, dass wildfremde Bürger den Armen imQuartier solche großzügigen Pakete mit so ganz persönlichen Geschenken darin gebracht haben, führte in zahlreichen Fällen zu Tränen der Rührung, gerade bei unseren Senioren. Viele alte Menschen leben im Kalkofen von schmaler Rente und aufstockender Sozialhilfe. Manche sind noch gar nicht so alt, sehen aber so aus, weil sie seit vielen Jahren schwer krank sind. Der Anteil an chronisch Kranken ist unter den Bedürftigen extrem hoch, auch wenn wir Alkoholismus und sonstige Abhängigkeiten gar nicht mitzählen. Da tut es gut zu erkennen, dass unsere Kalköfler von der Gesellschaft nicht „abgeschrieben“ sind, und dass so viele Menschen im Grübentälchen und der ganzen Stadt immer wieder beweisen, wie gerne sie in Armut lebende Mitbürger unterstützen. Man muss sie nur zusammenführen.