Gedanken und Gefühle aufzuschreiben ist ein „probates Mittel, um den Alltag besser zu verarbeiten.“

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Schreiben nicht nur der Seele guttut, sondern auch das körperliche Wohlbefinden beeinflusst.

Jeder, der einmal Tagebuch geführt hat, weiß, dass man sich Dinge von der Seele schreiben kann. Das belegen inzwischen auch Studien.

Und weitere Studien zeigen auf, dass „therapeutisches“ Schreiben nicht nur bei Krankheiten oder chronischen Beschwerden positive Effekte auf den Körper hat, sondern sogar vorbeugend auf die psychische Gesundheit wirken kann.

„Das expressive Schreiben lässt Asthmatiker leichter atmen, lindert die Gelenkschmerzen von Rheumatikern und mildert Schmerzen, auch bei chronischen Patienten; Infarktpatienten müssen weniger Blutdrucksenker schlucken; bei Menschen mit Reizdarm rumort es seltener im Bauch. Selbst bei Eheleuten, die sich scheiden lassen, reduziert es stressbedingte Herz-Kreislauf-Risiken.“

Silke Heimes, Ärztin und Professorin für Journalistik, Leiterin des Darmstädter Instituts für kreatives und therapeutisches Schreiben, sagt: „Schreibend kann man einen Zugang zu seiner Krankheit bekommen – und einen guten Umgang damit finden.“ Anleitung dazu gibt ihr Buch „Ich schreibe mich gesund.“ Zwölf Wochen lang sind 15 Minuten pro Tag Fragen zu beantworten, wie etwa „Was empfinden Sie, wenn Sie sich vorstellen, Ihre Beschwerden wären plötzlich verschwunden?“ Oder „Gibt es etwas, wovor Ihre Beschwerden Sie schützen?“

Heimes glaubt, „dass die Patienten auf diese Weise ihr Leiden anders annehmen.“ So seien bei Klienten die Schmerzen noch da, aber nicht mehr so bestimmend gewesen. Bei einem Allergiker gelang es durch das Schreiben, „Muster im Alltag“ zu entdecken und dadurch „Situationen zu meiden, die seine Beschwerden verstärkten.“ Selbst Krebspatienten könne es helfen, ihre Emotionen besser zu bewältigen und dadurch ihre gesundheitliche Situation zu verbessern.

Aber warum müssen die belastenden Gefühle aufgeschrieben werden? Wäre eine intensive gedankliche Auseinandersetzung nicht ausreichend?

Aufschreiben ist differenzierter und intensiver, Grübeln wird vermieden.

Allerdings kann das „expressive“ Schreiben auch sehr aufwühlen, wenn die Erinnerungen zu schmerzhaft sind. „Am meisten profitieren diejenigen, die sich auf positive Art mit ihrem Trauma auseinandersetzen, etwa indem sie reflektieren, wie sie in der Krise durchgehalten oder was sie daraus gelernt haben.“ Dieses Erfahren der Selbstwirksamkeit kann heilende Wirkung zeigen.

Eine Arbeitsgruppe aus Jenaer Psychologen, u. a. Gabriele Wilz und Anne Katrin Risch, Leiterin der Forschungsambulanz der Universität Jena, hat daher ein „Ressourcentagebuch“ entwickelt: „Anders als beim expressiven Schreiben geht es dabei ausschließlich darum, sich auf die eigenen Stärken und schöne Erlebnisse zu konzentrieren“; Reflexion über die eigenen Kraftquellen wie soziale Beziehungen, Hobbys, Sport, all das, was dem Wohlbefinden guttut.

Durch Studien zu diesem „positiven Schreiben“ konnte nachgewiesen werden, dass die Klienten in viel besserer Stimmung waren, wesentlich seltener einen Arzt aufsuchten und auch weniger über körperliche Beschwerden klagten. Zwar ist das Ressourcentagebuch alleine nicht in der Lage, psychische Erkrankungen zu heilen, aber es kann zur psychischen Stabilität beitragen und „einen Boden“ bilden, „auf dem man gut wandeln kann.